Die meisten westdeutschen Städte haben einen oder mehrere Friedhöfe mit „russischen“ Gräbern. Auch Bamenohl ist keine Ausnahme. Ein Mitglied des katholischen Kirchenvorstands Bamenohl bat um Unterstützung bei seinen Recherchen und schrieb:
„Laut Ehrenmal auf unserem Friedhof liegen hier in Bamenohl: 13 russische Staatsangehörige. Die Inschrift – übersetzt ins Deutsche – lautet:
„Finnentrop-Bamenohl – auf ewig,
13 russische/sowjetische Genossen,
umgekommen in faschistischer Gefangenschaft
in Finnentrop 1942 -1945“
Von 10 Toten haben wir die Namen.
3 Tote wurden – laut Aktennotiz – unbekannt durch die „Stalag“ beerdigt, die Personalpapiere nicht weitergeleitet.“ Dem Brief war eine Namensliste beigefügt
„1.) Caryros, Simons, geb. 10.02.1901, Geburtsort unbekannt, gest.16.12.1943
2.) Kulik, Naum, Geburtstag und Geburtsort unbekannt, geb. 1896, gest.17.12.1942
3.) Knoalenko, Hzohozi, geb. 01.10.1901, Geburtsort unbekannt, gest. 23.12.1943
4.) Lukeyano, Pisto, Geburtstag und Geburtsort unbekannt, gest.07.12.1942
5.) Siederof, Iwan, geb. 05.11.1893, Geburtsort unbekannt, gest. 6.02.1943
6.) Zorick, Vörda ,Geburtstag und Geburtsort unbekannt, gest. 27.02.1943
7.) Gladkow, Ivan, geb. 06.12.1899 in Statoteretschewo, gest. 02.09.1942
8.) Nichaillow, Petro, geb. 17.09.1922, Geburtsort unbekannt, gest. 12.04.1945
9.) Nedboi, Andri, Geburtstag und Geburtsort unbekannt, gest. 12.04.1945
10.) Bowtala, Wasil, geb. 21.10.1912 in Kiew, gest. 13.03.1945“
Viele Namen klangen nicht russisch. Caryros Simon? Hzohozi? Siederof Iwan? Nichailow Petro? Lukeyano Pisto? Zunächst ging es darum, die Fehler in der Schreibweise der Namen zu korrigieren. Nach der Korrektur wurde aus dem Namen Siderof – Sidorow, aus Nichailow – Michajlow, aus Lukeyano Pisto wurde Lukjanenko Petr Kuzmitsch. Bei OBD- Memorial gab es für einen Kriegsgefangenen namens Kowalenko, Grigorij Alekseewitsch eine Personalkarte 1. Die Karte enthielt zahlreiche Daten über die Lager und die Arbeitskommandos (AK), in denen er versklavt wurde, die für weitere Recherchen sehr hilfreich waren. Aus dem verfälschten Namen Knoalenko Hzohozi wurde Kowalenko, Grigorij Alekseewitsch. Nach Überprüfung von rund 2000 Personalkarten 1 bei OBD-Memorial, konnten drei weitere Namen gefunden werden, dasselbe Lager, dasselbe Arbeitskommando, fast dasselbe Sterbedatum. Die drei „Unbekannten“ aus dem Stalag haben durch diese Recherchen ihre Namen zurückerhalten: Lomaschenko, Pawel Iwanowitsch; Skripnikow, Dmitrij Petrowitsch; Masenkow, Nikolaj Warlamowitsch. Der Name eines weiteren Verstorbenen, der auf dem katholischen Friedhof liegt, konnte durch die Recherche gefunden werden: Oserow, Zachar Pawlovitsch. Durch kleine persönliche Details in den Dokumenten, wie Orte und ein Datum, gelang es auch den Verstorbenen Caryros, Simon ausfindig zu machen. Er hieß in Wirklichkeit Gontscharow, Semen Klimentjewitsch und kam aus Kasachstan. Auch an ihn wird jetzt in Bamenohl erinnert.
Der geschäftsführende Vorsitzende des katholischen Kirchenvorstandes Bamenohl war sehr erfreut, als er die Ergebnisse der Recherchen erhielt und fragte weitere Unterstützung für Recherchen auf weiteren Friedhöfen in der Gemeinde Finnentrop-Bamenohl an.
Sehr geehrter Herr Kostovarov,
vielen herzlichen Dank für Ihre umfangreichen Recherchen. Was wäre ich ohne Sie?
Fast alle tote Zwangsarbeiter, die in Bamenohl beerdigt wurden, waren bei den Mannesmann Röhrenwerke Finnentrop im Einsatz. Das Werk befindet sich genau zwischen den Orten Bamenohl und Finnentrop.
In Bamenohl befand sich das Gefangenenlager -für Mannesmann- in der Schützenhalle. Hier waren ca. 300 russische Gefangene untergebracht. Wer im Lager starb, wurde auf dem nächsten Friedhof beerdigt.
Dieses war dann der Katholische Friedhof Bamenohl.
Der Evangelische Friedhof Bamenohl lag nur 300 m vom Werk Mannesmann entfernt. Starb einer im Werk wurde er auf dem kürzesten Weg, dem evangelischen Friedhof Bamenohl begraben.
Hier liegt auch noch junges Mädchen begraben, dass mit 19 Jahren den Freitod wählte. Hierzu habe ich die Sterbeurkunde:
Ludwigowa Wiera, geb. am 30.12.1923 in Omsk, gestorben am 21.12.1943.…Ein weiteres Gefangenenlager befand sich bei der Deutschen Reichsbahn in Finnentrop.Wer hier starb, wurde auf dem Katholischen Friedhof in Finnentrop beerdigt. Auch hier habe ich noch 2 Kinder von russischen Zwangsarbeiterinnen gefunden. (Sterberegister) …..
Mit vielen Grüßen aus dem Sauerland
Auf dem evangelischen Friedhof in Bamenohl wurde nach Angaben der Personalkarte 1 und einer Sterbeurkunde, die bei OBD-Memorial liegen, Jaworski, Ilja, Lawrentjewitsch beigesetzt.
Für den katholischen Friedhof in Finnentrop stand nur der Schriftwechsel aus den Jahren 1960-1970 zur Verfügung. Durch die Suche bei OBD-Memorial konnten vier Namen ermittelt werden.
Tscherkasow, Fedor
Egorowitsch, gestorben 28.07.1942
Litwin, Petr, gestorben
01.05.1944
Kutil, Onoprij, gestorben 30.12.1944
Bojschenko,
Platon, gestorben 05.04.1945