Er stammte aus dem Gebiet Stalino (dem heutigen Donezk) Von Beruf war er Bergmann. Er war verheiratet.
Am 17. Juni 1942 geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft. Im Herbst 1942 brachte man ihn in das Stalag VI K (326) Senne. Dort wurde er registriert und erhielt die Erkennungsmarkennummer 95605.
Man brachte ihn in das Stalag VI A Hemer und dann in das Arbeitskommando 755R Zeche Hansemann in Dortmund Mengede. Er erlitt am 2. Oktober 1943 einen Arbeitsunfall und wurde an der Hand verletzt. Am 15. Februar 1944 erlitt er bei einem Arbeitsunfall schwere Quetschungen am Körper, an denen er starb. Zwei Tage später wurde er auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg auf Feld 7 beerdigt. Er war 31 Jahre alt.
Erinnerung an sowjetische Kriegsopfer zum Volkstrauertag
Anlässlich des Volkstrauertages setzte der Historische Verein Ar.kod.M e.V. sein Projekt „Holz ist kein Marmor“ fort und stellte am 17. November 2023 um 10.00 Uhr auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg zwei weitere Holztafeln auf.
Erinnert wurde, stellvertretend für die vielen namenlosen sowjetischen Kriegsopfer, an Iwan Pestrikow und Mark Twerdochlebow.
Die Männer waren in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten und mussten im 2. Weltkrieg auf Dortmunder Zechen Zwangsarbeit leisten. Ihre Namen, ihre persönlichen Verhältnisse und ihr Weg durch die Lager sind bekannt, denn Kriegsgefangene erhielten in den Lagern Registrierungspapier. Sie sind zudem im Sterbebuch der Stadt Dortmund namentlich genannt. Auf dem Internationalen Friedehof gab es jedoch bisher keinerlei namentliche Erinnerung an die beiden Männer.
Iwan Pestrikow stammte aus dem Gebiet Kirow in Zentralrussland. Als er in am 3. Juli 1941 in Lettland in deutsche Kriegsgefangenschaft geriet, stand er im Rang eines Unterleutnants und war stellvertretender Kompaniechef. Am 28. August 1943 kam er in das Arbeitskommando 756R der Zeche Hansa in Dortmund Huckarde. Er unternahm am 2. November 1943 mit Mitgefangenen einen Fluchtversuch und wurde auf der Flucht erschossen. Er ist auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg auf Feld 3 begraben.
Mark Twerdochlebow kam aus demGebiet Stalino, dem heute Donezk. Von Beruf war er Bergmann. Er geriet 17. Juni 1942 in deutsche Kriegsgefangenschaft. Man brachte ihn Arbeitskommando 755R Zeche Hansemann in Dortmund Mengede. Am 15. Februar 1944 erlitt er bei einem Arbeitsunfall schwere Quetschungen am Körper, an denen er starb. Er wurde auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg auf Feld 7 beerdigt.
Russischer Generalkonsul gedenkt sowjetischer Kriegsopfer auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg
Am 10. November besuchte der russische Generalkonsul Alexej Alexandrowitsch Dronow den Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund. Er legte am sowjetischen Ehrenmal einen Kranz nieder. Anlass für diesen Besuch war das Gedenken an Nikolai Nowikow, der vor 80 Jahren, am 11. November 1941, auf dem Internationalen Friedhof begraben wurde.
Nikolai Nowikow war der erste sowjetische Kriegsgefangene, dessen Beerdigung auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund dokumentiert ist. Ihm folgten tausende sowjetische Bürgerinnen und Bürger, sie stammten aus allen Sowjetrepubliken. Heute kennen wir 4470 Namen. Wie viele sowjetische Kriegsopfer tatsächlich hier begraben sind, ist bis jetzt nicht bekannt.
An Menschen erinnern, nicht an Zahlen
In seiner Ansprache betonte der russische Generalkonsul, wie wichtig das Gedenken an den einzelnen Menschen und sein Schicksal ist.
Nikolaj Nowikow wurde am 20. Mai 1909 geboren, er stammte aus dem Dorf Lugi im Gebiet Leningrad. Er war mit Maria Petrowna Nowikowa verheiratet und in der Landwirtschaft tätig. Im Sommer 1941 wurde er aus einem friedlichen Leben gerissen. Am 11. Juli 1941 geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft. Es folgten viele Wochen in deutschen Lagern. Die Gefangenen erhielten kaum Nahrung und Wasser, keine Unterkunft und keine medizinische Versorgung, dennoch mussten sie lange Fußmärsche bewältigen. Die Verschleppung ins Deutsche Reich geschah in offenen Güterwagen. Der Weg durch die Lager bedeutete für sehr viele Gefangene den Tod. Von Juli 1941 bis Februar 1942 wurden 2.000.000 sowjetische Kriegsgefangene in deutschen Lagern ums Leben gebracht. Am 16. Oktober 1941 kam Nikolai Nowikow im Lager VI K in der Senne an und wurde dort registriert. Er erhielt die Erkennungsmarken-Nr. 13006. Er wurde nach Dortmund in das Stalag VI D an der Westfalenhalle gebracht. Dort wurde von Gefangenen das Lager C aufbauen, in dem bis 1944 hundertausende sowjetische Kriegsgefangene waren. Viele kamen geschwächt und krank in Dortmund an. Für die Erhaltung und Wiederherstellung ihrer Gesundheit wurde nichts getan. Nikolaj Nowikow starb am 6. November 1941 im Stalag VI D in Dortmund an der Westfalenhalle und wurde am 11. November auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg, auf Feld 2 begraben. Wo genau sich seinen Grabstätte auf Feld 2 befindet, ist nicht bekannt.
Die Erinnerung an Nikolaj Nowikov soll Mahnung sein
Wie viele Todesfälle es im Jahr 1941 gab, ist nicht bekannt. Bis zum Jahresende 1941 sind offiziell 50 Sterbefälle von sowjetischen Kriegsgefangenen aus dem Stalag VI D in das Sterbebuch eingetragen. Nikolaj Nowikow war einer von ihnen. Ab dem 9. Dezember 1941 ging man dazu über die verstorbenen sowjetischen Kriegsgefangenen aus dem Stalag VI D nicht mehr namentlich einzutragen, es gibt nur noch den Eintrag „Unbekannt“. Die Erinnerung an Nikolaj Nowikow soll so auch Mahnung sein, dauerhafte persönliche Erinnerungen für die sowjetischen Kriegsopfer auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg zu schaffen.
An Menschen erinnern, nicht an Zahlen
Der Historische Verein Ar.kod.M e.V. lädt zu einem Gedenken auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund, am 10.11.2021, um 12.00 Uhr ein.
Wir wollen an diesem Tag mit einer Kranzniederlegung an die Beerdigung des Kriegsgefangenen Nikolaj Nowikov am 11. November 1941 auf dem Internationalen Friedhof in Dortmund erinnern. Er war der erste sowjetische Kriegsgefangene, dessen Beerdigung auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund dokumentiert ist. Ihm folgten tausende sowjetische Bürgerinnen und Bürger, sie stammten aus allen Sowjetrepubliken. Heute kennen wir 4470 Namen. Wie viele sowjetische Kriegsopfer tatsächlich hier begraben sind, ist bis heute nicht bekannt.
Das Gedenken am 8./9. Mai oder am 22. Juni findet an einem historischen Datum statt. Wir erinnern uns der Millionen Kriegsopfer verschiedener Nationalität, die ihr Leben durch einen verbrecherischen Krieg verloren haben. Viele kamen in Kriegshandlungen um, viele wurde Opfer einer rassistischen Politik Nazideutschlands. Die Zahl der Opfer ist unfasslich, das Schicksal des Einzelnen tritt in den Hintergrund. Mit unserem Gedenken am 10.11. wollen wir an den einzelnen Menschen erinnern.
Über Nikolaj Nowikov ist uns wenig bekannt. Wir wissen, dass er im Sommer 1941 aus einem friedlichen Leben gerissen wurde. Wir wissen nicht woher er stammt, wie alt er war, ob er verheiratet war und welchen Beruf er hatte. Wir wissen nur, dass er am 6. November 1941 im Stalag VI D in Dortmund an der Westfalenhalle gestorben ist. Vermutlich geriet er in den ersten Wochen des Krieges in deutsche Kriegsgefangenschaft. Es folgten viele Wochen in deutschen Lagern. Die Gefangenen erhielten kam Nahrung und Wasser, keine Unterkunft und keine medizinische Versorgung, dennoch mussten sie lange Fußmärsche bewältigen. Die Verschleppung ins Deutsche Reich geschah in offenen Güterwagen. Der Weg durch die Lager bedeutete für sehr viele Gefangene den Tod. Von Juli 1941 bis Februar 1942 wurden 2.000.000 sowjetische Kriegsgefangene in deutschen Lagern ums Leben gebracht.
Wahrscheinlich kam Nikolaj Nowikov im Herbst 1941 über das Stalag VI K in der Senne nach Dortmund in das Stalag VI D, ins Lager B. Die Gefangenen sollten das Lager C aufbauen, in dem bis Ende 1944 hunderttausende sowjetische Kriegsgefangene waren. Viele Gefangene kamen geschwächt und krank in Dortmund an. Für die Erhaltung und Wiederherstellung ihrer Gesundheit wurde nichts getan. Wie viele Todesfälle es im Jahr 1941 gab, wissen wir nicht. Bis zum Jahresende 1941 sind offiziell 50 Sterbefälle von sowjetischen Kriegsgefangenen aus dem Stalag VI D in das Sterbebuch eingetragen. Nikolaj Nowikov war einer von ihnen.
Die Erinnerung an Nikolaj Nowikow soll auch eine Mahnung sein, dass es bis heute keine persönliche Erinnerung für die sowjetischen Kriegsopfer auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg gibt.
Gedenken am Karfreitag 2021
Mit einer Gedenkstunde auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund erinnerte der Historische Verein Ar.kod.M e.V., gemeinsam mit dem Förderverein Gedenkstätte Steinwache-Internationales Rombergpark Komitee und der VVN-BdA, an die Menschen, die in Dortmund Zwangsarbeit leisten mussten und hier ums Leben gebracht wurden. Wegen der Corona-Pandemie fand das Gedenken in kleinem Kreis statt.
Ar.kod M gedachte mit 2 Transparenten der sowjetischen Kriegsopfer. Die Transparente tragen die Namen und Portraits von 12 sowjetischen Kriegsgefangenen, die auf dem Internationalen Friedhof begraben sind. Die meisten sowjetischen Kriegsopfer wurden anonym begraben. Inzwischen ist es gelungen 4473 Namen zu ermitteln. Wie viele sowjetische Kriegsopfer tatsächlich auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg begraben sind, ist bis heute unbekannt.
Auch das alljährliche Gedenken in der Bittermark fand in diesem Jahr in kleinem Kreis statt. In der Bittermark und im Rombergpark wurden in den letzten Tages des Krieges mehr als 300 Menschen grausam ermordet. Sehr viele waren Menschen aus der Sowjetunion, die in Dortmund und Umgebung Zwangsarbeit leisten mussten. Ihnen fehlte es an Nahrung, Kleidung und medizinischer Versorgung, sie waren zudem rassistischer Verfolgung ausgesetzt. Bereits kleinste Vergehen wurden mit dem Tode bestraft. Die Namen der sowjetischen Opfer sind bis heute nicht bekannt. Die Listen der Gestapo verzeichnen aber mehr als 80 Namen von sowjetischen Kriegsgefangenen und Zivilarbeiter*innen, die im Frühjahr 1945 den Vermerk entlassen tragen. Dieser Vermerk war ein Todesurteil.
Ar.kod M e.V. erinnerte mit einer Kranzniederlegung und einem Transparent an die Ermordeten der Bittermark.
Sowjetische Kriegsopfer auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund
Mit einem Schreiben vom 8.12.1946 beantwortet das Garten- und Friedhofsamt in Dortmund eine Anfrage in der es mitteilt, dass bei einem Bombenangriff am 6. Oktober 1944 die Büros, in denen sich die entsprechenden Unterlagen befanden, zerstört wurden. Darüber hinaus meldet es, für sowjetische Zivilarbeiter*innen lägen Sterbeurkunden vor und die Verstorbenen seien in Einzelgräbern begraben worden. Für die sowjetischen Kriegsgefangenen gibt es an, dass deren Beerdigung Angelegenheit der Wehrmacht gewesen sei und die Verstorbenen in Massengräbern begraben wurden.
Bekannt seien nur 1134 Namen von Zivilarbeiter*innen und 621 Namen von sowjetischen Armeeangehörigen. „Über den Rest von 3230 Toten ist nichts bekannt.“ Das Garten- und Friedhofsamt ist bemüht die gemeldete Zahl von 4985 Begräbnissen zu plausibilisieren in dem es vorrechnet: „Wenn man rund 4 Jahre zu Grunde legt, dann entfallen auf einen Tag durchschnittlich 4 Sterbefälle“. Es gibt aber zu bedenken, „dass durch Bombenabwürfe Lager mit mehr als 150 Russen an einem Tag vernichtet worden sind.“
Kurz nach Ende des Krieges teilten verschiedene Stellen in Dortmund unterschiediliche Opferzahl mit. Im Juli 1945 meldete das Garten- und Friedhofsamt auf Anfrage der Alliierten 5326 russische Staatsangehörige, die in Dortmund begraben sind, 3642 Kriegsgefangene, 1684 Zivilarbeiter*innen.
Im November 1946 heißt es in einem Schreiben der sowjetischen Militärbehörden an die britischen Militärbehörden: „Offiziell sind auf dem Friedhof 17.000 sowjetische Bürger*innen begraben. Auf der Liste der britischen Militärbehörden stehen 4985, davon 4736 Männer, 132 Frauen, 117 Kinder“ . Die Opferzahl 4985 war kurz vorher, im Oktober 1946, aus Dortmund an die britische Militärbehörde gemeldet worden.
Auf den Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund sind auf den Gräberfeldern 2,3,4,6,7,8,9,13,16,18,19 sowjetische Bürger*innen begraben. Auf den Gräberfeldern befinden sich Obelisken mit Opferzahlen. Die Gesamtzahl der Opfer von allen Obelisken beträgt 6738.
Wieviel sowjetische Kriegsopfer sind tatsächlich auf dem Internationalen Friedhof begraben?
Es fällt auf, dass im Sterbebuch für „Russische Kriegsgefangene“ alle mit „Unbekannt“ eingetragenen 3230 sowjetischen Kriegsgefangenen im Stalag VI D an der Westfalenhalle zu Tode kamen. Während die 621 namentlich in dieses Sterbebuch eingetragenen Verstorbenen in Arbeitskommandos umkamen, die ebenso wie das Stammlager VI D an der Westfalenhalle der Wehrmacht unterstanden. Offenbar nicht eingetragen wurden Opfer von Bombenabwürfen auf Lager, von denen das Garten- und Friedhofsamt vermutet, dass „mehr als 150 Russen an einem Tag vernichtet worden sind“.
Ein solcher Luftangriff ereignete sich am 4. und 5. Mai 1943 in der Umgebung des Stalag VI D an der Westfalenhalle. 35 Zivilarbeiter*innen sowie 28 französische und 240 sowjetische Kriegsgefangene kamen ums Leben. Die sowjetischen Kriegsgefangenen wurden zunächst als Opfer des Bombenangriffs gemeldet. Die Zahl der getöteten Kriegsgefangenen korrigierte man aber später, indem man die 240 „russischen“ Kriegsgefangenen durchstrich und stattdessen die Zahl 28 eintrug. Ein Dokument der Wehrmacht, das in der Datenbank OBD-Memorial eingesehen werden kann, zeigt 195 namentlich genannte sowjetische Kriegsgefangenen, die bei dem Bombenangriff 5. Mai 1943 getötet und deren Überreste auf dem Internationalen Friedhof auf Feld 4 in einem Massengrab begraben wurden. Das Sterbebuch für „Russische Kriegsgefangene“ verzeichnet für Dienstag, den 4. Mai und Mittwoch, den 5. Mai 1943 keinen einzigen Sterbefall. Die Unterlagen über die Bombenopfer wurden zwar an die Wehrmachtsauskunftstelle (WASt) nach Berlin gesandt, aber offenbar ist der Lagerbericht des Stalag VI D an der Westfalenhalle für die städtischen Behörde verloren gegangen. Nach Auswertung einer großen Anzahl von Personalkarten I konnten von uns 48 Opfer gefunden werden, die in den folgenden 10 Tagen nach dem Luftangriff auf dem Internationalen Friedhof begraben wurden.
Weiter haben unsere Recherchen ergeben, dass auf vielen Personalkarten I der Kriegsgefangenen und auf den Sterbeurkunden der Zivilarbeiter*innen Grabnummern eingetragen wurden. Ein Feld auf dem Internationalen Friedhof hat z.B. Grabnummern von 1 bis 300. Ab Nummer 200 wurden die Gräber sogar doppelt belegt. Das könnte bedeuten, dass dort bis zu 400 Bestattungen vorgenommen wurden. In den Namenslisten konnten für dieses Feld bis heute nur 188 Namen gefunden werden. Das heißt, dass die Listen immer noch lückenhaft sind und die Zahl der sowjetischen Kriegsopfer, die auf dem Internationalen Friedhof begraben, möglicherweise doppelt so hoch ist.
So stellt sich die Frage nach der tatsächlichen Höhe der Opferzahl. Klarheit könnte eine gründliche wissenschaftliche Auswertung von Dokumenten in verschiedenen Archiven und eine archäologische Bodenuntersuchung auf dem Internationalen Friedhof bringen.