In der Zeit von 1945 bis 1951 forderte die Britische Kommission Informationen über Kriegsopfer aller Nationalitäten, so auch in Dortmund. Die Namenslisten wurden mit Hilfe deutscher Beamten angefertigt. Fraglich ist jedoch, ob diese Listen tatsächlich vollständig waren.
Die Stadt Dortmund spricht heute von 5095 sowjetischen Kriegsopfern, die auf Dortmunder Friedhöfen begraben sind.
Sowjetische Kriegsopfer auf dem Ausländerfriedhof (Internationale Friedhof am Rennweg)
Das Garten und Friedhofsamt meldete im Juli 1945 auf Anfrage der Alliierten 5326 russische Staatsangehörige, die in Dortmund begraben sind, 3642 Kriegsgefangene, 1684 Zivilarbeiter*innen
Anlässlich der Eröffnung des Denkmals am Hauptfriedhof, im November 1946, sandten die sowjetischen Militärbehörden eine Anfrage an die britischen Militärbehörden zur Genehmigung der Teilnahme von sowjetischen Journalisten und eines Kamerateam an der Eröffnungsfeier. In dem Schreiben heißt es:
„Offiziell sind auf dem Friedhof 17.000 sowjetische Bürger und Bürgerinnen begraben. Auf der Liste britischen Militärbehörden stehen 4985, davon 4736 Männer, 132 Frauen, 117 Kinder“
Im Jahr 1948 meldete das Garten und Friedhofamt Dortmund dem Regierungspräsidenten in Arnsberg folgende Zahlen:
621 Kriegsgefangene
1134 Zivilarbeiter*innen
3230 Kriegsgefangene ohne Namen
39 Zivilarbeiter*innen ohne Namen
= 5024 Kriegsopfer
Diese Angaben wurden vom Regierungspräsidenten akzeptiert
Auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg sind auf 11 Gräberfeldern sowjetische Bürger*innen begraben. Auf den Gräberfeldern befinden sich Obelisken mit der jeweiligen Opferzahl. Die Gesamtzahl der Opfer von allen Obelisken beträgt 6738.
Sowjetische Kriegsopfer auf Dortmunder Friedhöfen
Der Internationale Friedhof am Rennweg war aber nicht der einzige Bestattungsort für sowjetische Kriegsopfer. Im Juli 1948 meldete das Garten- und Friedhofsamt Dortmund dem Regierungspräsidenten in Arnsberg neben dem Internationalen Friedhof am Rennweg 16 weitere Friedhöfe in Dortmund mit 78 Gräbern sowjetischer Kriegsopfer.
Bereits 1946 wurden bei der Erfassung der Friedhöfe Skizzen mit der Lage der Gräber von sowjetischen Bürger*innen angefertigt. In der folgenden Zusammenstellung tragen diese Friedhöfe den Vermerk „Skizze“
Inzwischen lassen sich auf insgesamt 28 Friedhöfen in Dortmund Gräber von sowjetischen Kriegsgefangenen und Zivilarbeiter*innen und deren Kinder nachweisen. Die Gräber auf den meisten Friedhöfen, für die keine Skizzen existieren, sind bei den Meldungen in der Nachkriegszeit nicht in die Gesamtzahl der Kriegsopfer eingegangen.
1. Aplerbeck (keine Skizze)
mindestens 2 Gräber gem. Meldung an die Britische Kommission, die Gräber sind nicht mehr vorhanden
2. Barop (An der Palmweide 104) (keine Skizze)
1 Grab nicht mehr auffindbar
3. Bittermark (keine Skizze)
Meldung an die Britischen Kommission „86 vermutlich Sowjets und 6 Unbekannte“
4. Bodelschwingh (Wachteloh 5) (keine Skizze)
29 Unbekannte, die Gräber sind nicht mehr auffindbar
5. Brambauer (Friedhofstr. 64) (keine Skizze)
Grabkissen 20 mit Namen und 1 Unbekannte/r
6. Brechten (Luerwaldstr 7), (keine Skizze)
2 Gräber nicht mehr auffindbar
7. Derne (Nierstefelderstr. 113) (Skizze)
1974 „11 Unbekannte“, 2014 2 Stelen mit insgesamt 21 Namen
8. Eving (Osterfelderstr 120) (keine Skizze)
7 Unbekannte, ein Dokument der Britischen Kommission nennt 7 unbekannte Russen, die Namen konnten inzwischen ermittelt werden
9. Holzen (keine Skizze)
Denkmal für 39 sowjetische Bürger*innen, das Denkmal trägt keine Namen, die Namen von 36 sowjetischen Kriegsopfern sind bekannt
10. Holzwickede (keine Skizze)
1 Grab, das Grab ist nicht mehr auffindbar
11. Hombruch (Am Hombruchsfeld 15) (Skizze)
Kreuze für einen unbekannter sowjetischer Bürger und für einen Verstorbenen unbekannter Nationalität, mehrere Grabkreuze für Ostarbeiter*innen
12. Hörde (Am Oelpfad 50) (keine Skizze)
7 Namen auf 6 Kreuzen, 14 Gräber von verstorbenen sowjetische Bürger*innen aus dem St. Josefs Krankenhaus in Hörde sind nicht mehr auffindbar, möglicherweise umgebettet zur Bittermark
13. Hörde (Am Oelpfad 39) (Skizze)
3 Kreuze für Unbekannte
14. Huckarde (Urbanusstr. 4) (keine Skizze)
2 Kreuze für Unbekannte (Kreuze symbolisch) Gräber sind nicht mehr vorhanden
15. Husen (Kühlkamp 25) (Skizze)
2 Namen, Mahnmal mit 2 Namen wurde 2014 beseitigt und stattdessen wurden 2 neue Kreuze aufgestellt.
16. Kirchlinde (Bockenfekderstr. 7) (keine Skizze)
Meldung an die Britische Kommission 9 unbekannte sowjetische Bürger*innen auf dem Friedhof, 2 Kreuze
17. Kley (Kleybredde 59) (Skizze)
4 Grabkissen mit Namen,
18. Kurl (Kurlerstr. 171) (Skizze)
Historischer Grabstein, 1 sowjetischer Bürgerin
und 1 unbekannter Russe
Durch die Stadt Dortmund nicht als Grabstätte anerkannt
19. Lüdgendortmund (Keplerstr. 20) (Skizze)
Ursprünglich 1 Name und 1 Unbekannte/r, jetzt 3 neue Kreuze mit Namen
20. Lütgendortmund (Provinzialstr. 126) (keine Skizze)
1 Kreuz für eine/n Unbekannte/r
21. Lichtendorf (Ostbergerstr. 16) (keine Skizze)
2 Unbekannte
22. Marten (Martener Hellweg 68) (Skizze)
8 Grabkissen mit Namen und 7 Unbekannte
23. Mengede (Mengeder Schulstr. 1) (Skizze)
5 Grabkissen mit Namen und 2 Unbekannte
24. Scharnhorst (Rybnikstr. 17) (Skizze)
Auf dem ursprünglichen Grab befindet sich heute ein Komposthaufen, Dokumente für eine Umbettung existieren nicht, ein Kreuz mit Namen befindet sich auf dem Gräberfeld für Kriegsopfer sowie ein weiteres Kreuz für 1 eine/n unbekannte/n Ausländer/in
25. Sölde (Sölderstr 19) (Skizze)
1 Grab mit Kreuz und Namen
26. Syburg (Höhesyburgstr. 93) (keine Skizze)
7 Grabkissen für Unbekannte
27. Westerfilde (Im Odemsloh 165) (keine Skizze)
17 Grabkissen, davon 9 mit Namen und 6 Unbekannte sowie 2 Einzelgräber mit Namen
28. Hauptfriedhof (Rennweg 117a) (Skizze)
4985 offiziell (621+1230= 1851 mit Namen, 3230 Unbekannte)
17 000 aus Akten 1945, heute sind 4473 Namen bekannt, Opferzahl von allen Obelisken beträgt 6738
Wie viele sowjetische Bürger*innen in Dortmund auf dem Ausländerfriedhof oder auf anderen Dortmunder Friedhöfen tatsächlich begraben sind, ist unbekannt, deshalb sollte die Stadt ein Forschungsprojekt ins Leben rufen, das die Zahl der sowjetischen Opfer in Dortmund und die Dokumentenlage in den Archiven untersucht.