An Menschen erinnern, nicht an Zahlen

Der Historische Verein Ar.kod.M e.V. lädt zu einem Gedenken auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund, am 10.11.2021, um 12.00 Uhr ein.

Wir wollen an diesem Tag mit einer Kranzniederlegung an die Beerdigung des Kriegsgefangenen Nikolaj Nowikov am 11. November 1941 auf dem Internationalen Friedhof in Dortmund erinnern. Er war der erste sowjetische Kriegsgefangene, dessen Beerdigung auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund dokumentiert ist. Ihm folgten tausende sowjetische Bürgerinnen und Bürger, sie stammten aus allen Sowjetrepubliken. Heute kennen wir 4470 Namen. Wie viele sowjetische Kriegsopfer tatsächlich hier begraben sind, ist bis heute nicht bekannt.

Das Gedenken am 8./9. Mai oder am 22. Juni findet an einem historischen Datum statt. Wir erinnern uns der Millionen Kriegsopfer verschiedener Nationalität, die ihr Leben durch einen verbrecherischen Krieg verloren haben. Viele kamen in Kriegshandlungen um, viele wurde Opfer einer rassistischen Politik Nazideutschlands. Die Zahl der Opfer ist unfasslich, das Schicksal des Einzelnen tritt in den Hintergrund. Mit unserem Gedenken am 10.11. wollen wir an den einzelnen Menschen erinnern.

Über Nikolaj Nowikov ist uns wenig bekannt. Wir wissen, dass er im Sommer 1941 aus einem friedlichen Leben gerissen wurde. Wir wissen nicht woher er stammt, wie alt er war, ob er verheiratet war und welchen Beruf er hatte. Wir wissen nur, dass er am 6. November 1941 im Stalag VI D in Dortmund an der Westfalenhalle gestorben ist. Vermutlich geriet er in den ersten Wochen des Krieges in deutsche Kriegsgefangenschaft. Es folgten viele Wochen in deutschen Lagern. Die Gefangenen erhielten kam Nahrung und Wasser, keine Unterkunft und keine medizinische Versorgung, dennoch mussten sie lange Fußmärsche bewältigen. Die Verschleppung ins Deutsche Reich geschah in offenen Güterwagen. Der Weg durch die Lager bedeutete für sehr viele Gefangene den Tod. Von Juli 1941 bis Februar 1942 wurden 2.000.000 sowjetische Kriegsgefangene in deutschen Lagern ums Leben gebracht.

Wahrscheinlich kam Nikolaj Nowikov im Herbst 1941 über das Stalag VI K in der Senne nach Dortmund in das Stalag VI D, ins Lager B. Die Gefangenen sollten das Lager C aufbauen, in dem bis Ende 1944 hunderttausende sowjetische Kriegsgefangene waren. Viele Gefangene kamen geschwächt und krank in Dortmund an. Für die Erhaltung und Wiederherstellung ihrer Gesundheit wurde nichts getan. Wie viele Todesfälle es im Jahr 1941 gab, wissen wir nicht. Bis zum Jahresende 1941 sind offiziell 50 Sterbefälle von sowjetischen Kriegsgefangenen aus dem Stalag VI D in das Sterbebuch eingetragen. Nikolaj Nowikov war einer von ihnen.

Die Erinnerung an Nikolaj Nowikow soll auch eine Mahnung sein, dass es bis heute keine persönliche Erinnerung für die sowjetischen Kriegsopfer auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg gibt.