Familien suchen nach den Opfern der Bittermark

Wir forschen weiter, um die Schicksale der Opfer der Bittermark zu klären. Mehrere Veröffentlichungen über die Menschen, die in letzten Tagen des Krieges in Dortmund getötet wurden, zeigen, dass vorallem die Bemühungen der Familien die Identifizierung ermöglicht hat. 12 Ermordete wurden von Familienangehörigen identifiziert. Später wurde diese Liste auf 33 Personen erweitert.
Die Möglichkeit ihre ermordeten Angehörigen zu identifizieren hatten aber nur Familien in Deutschland, doch auch in der ehemaligen Sowjetunion haben Familien nach ihren Angehörigen gesucht.
Die unten beschriebenen Fälle zeigen die Möglichkeiten, die den Familien in der ehemaligen Sowjetunion, in allen 15 Sowjetrepubliken, zur Verfügung standen, um nach ihren Angehörigen zu suchen.

Trofim Efimowitsch Litwin

So hat die Mutter vom Trofim Efimowitsch Litwin 1949 einen Suchantrag gestellt.

Suchantrag Trofim Efimowitsch Litwin, Quelle: OBD-Memorial, ID 70120548, Seite 3

Übersetzung des Suchantrags nach Trofim Efimowitsch Litwin

Fragebogen zur Suchaktion nach einem Rotarmisten

FragenAntworten
1. Name , Vorname, VaternameLitwin, Trofim Efimowitsch
2. Geburtsdatum1917
3. Geburtsort, Gebiet, Bezirk, Dorf/StadtGebiet Poltawa, Bezirk Kobelezkij,
Dorf Komarowka
4. Durch wen und wann mobilisiertOktober 1939, Mobilisierungspunkt Stadt Poltawa
5. DienstgradRotarmist
6. Letzter schriftlicher Kontakt15.09.1941, (der Ort war von den Deutschen besetzt)
7. Poststempel der letzten AdresseGemäß Poststempel auf dem letzten Brief vom 21.2.1941, Feldpost-Nr. 35-10. 594 I.D
8. Letzter Wohnort vor der MobilisierungStadt Poltawa, Komsomolskaja Straße 49
9. Zusätzliche Information über den Gesuchtenauf der beigefügten Photographie ist ersichtlich,
dass Litwin, T.E. seinen Dienst bei der 591. Inf.Div. der Moldawischen SSR, Stadt Beljzy tat
10. Wer sucht, Name, Vorname, Vatername Litwin, Elisaweta Ignatjewna
11. Verwandtschaftliche Beziehung: Ehefrau, Mutter, Vater, Schwester, Bruder, u.s.w.Mutter
12. Vollständige Anschrift des AntragstellersGebiet Poltawa, Bezirk Kobelezki, Dorf Komarowka
13. Persönliche Entscheidung des Leiters des Militäramts zum Schicksal des Kriegsdienstleistendenvermisst seit Oktober 1941
14. Grund für die verspätete SucheWir hatten keine bestätigten Dokumente und keine genaue Dienstadresse. Wir sandten einen Brief nach Moskau, erhielten aber keine positive Antwort

Anlagen: 1. Photographie von Litwin, T.E.,2. Bestätigung aus dem Amt des Dorf Komarowka, 3. Vorderseite eines Kuverts

Nr- 17

Leiter des Amtes28. März 1949
Oberstleutnant xxxxxxMilitäramt Kobeljskij
Entscheidung: Als vermisst registriert

Trofim Efimowitsch Litwin, im Herbst 1940

Die Bearbeitung der Suchanfragen hatten überall den gleichem Ablauf. Nachdem die Familienangehörigen einen Suchantrag bei der örtlichen Militärbehörde gestellte hatte, prüfte diese alle Angaben und sandte den Antrag nach Moskau. Dort wurden verschiedene Quellen abgefragt: „Gefallene und Registrierte in Verlustlisten“, „Verwundete und Evakuierte“, „Gefangene“ u.s.w. Wurde der Name des Gesuchten gefunden, suchte man nach weiteren Informationen. War die Suche erfolglos, wurde eine Sammelliste nach Orten erstellt und an die anfragende Stelle zurück gesandt. Vor Ort teilte die Militärbehörde den Angehörigen mit, dass der Gesuchte als „vermisst“ gemeldet ist und stellte den Bescheid für die Zahlung einer Rente aus.

Anwar Hassanowitsch Isaew

Suchantrag der Familie Isaew

Quelle: OBD Memorial ID 70276022

Übersetzung der Suchanfrage der Familie Isaew

Fragebogen

1. Name, Vorname, VaternameIsaew, Anwar Hassanowitsch
2. Geburtsdatum1920
3. GeburtsortDorf Atenino, Bezirk Tunguschewkij,
Mordowskaja, ASSR (Zentralrussland)
4. Durch welches Militäramt einberufenNaukatskij, Mobilisationspunkt Bezirk Osch
5. DienstgradRotarmist
6. Amt in der Roten Armee
7. Adresse der Einheit im letzten Briefkeinen Brief erhalten
8. Wann ist die briefliche Verbindung abgebrochenim November 1941
9. Wohnort vor der MobilisierungAul Iski-Naukat, Bezirk Naukatskij, Gebiet Osch
(Kirgisische SSR)
10. Zusätzliche Informationen über den Gesuchtenkeine
11. Falls es Informationen über den Tod gibt, machen Sie
Angaben wo und wann
keine
12. Wer suchtIsaew, Hassan Iljasowitsch
13. Familiäres Verhältnis zum GesuchtenVater
14. WohnortStadt Fergana, Schtschörss Straße 10
Usbekische SSR
15. Persönliche Entscheidung des Leiterswegen fehlender Information im Militäramt gehe ich
davon aus, dass er vermisst ist

Entscheidung: Registrieren als „vermisst“ seit Dezember 1941, Bescheid (für die Zahlung der Rente) herausgeben

Leiter des Amtes, 17.04.1958
Oberstleutnant xxxxxxx

Anton Kirillowitsch Grebenjuk

In der Regel wurde nach dem Krieg von den Stadtverwaltungen in jedem Haushalt Abfragen nach Vermissten macht. Das örtliche Militäramt erstellte nach diesen Angaben Listen, auf denen die Rotarmisten eingetragen waren, die nicht zurückkehrten. Diese Liste wurde im Verlauf mehrerer Jahre gemeinsam vom Militäramt und vom Geheimdienst geprüft. In einigen Fällen führte diese Prüfung zur Gewissheit über das Schicksal des Gesuchten. Bei der großen Mehrheit steht als Ergebnis – „vermisst“ und das Datum gerechnet ab dem Datum des letzten Briefes plus 3 Monate.

Genau das sehen wir in den weiteren Dokumenten.

Informationen aus Dokumenten, die den Verlust angegeben
ID 65914854



Name
Grebenjuk
Vorname
Anton
Vatername
Kirillowitsch
Geburtsdatum
__.__.1924
Geburtsort
Ukranische SSR, Gebiet Zhitomir,
Dorf Ozerjany, Bezirk Brusilow
Mobilisiert
06.1941 Militäramt Brusilow, Ukranische SSR,
Gebiet Zhitomir, Dorf Ozerjany, Bezirk Brusilow
Dienstrang
Rotarmist
Grund für den Verlust
vermisst
Datum des Verlust
__.03.1944*
Quelle des Bericht
ZAMO

* für die von Deutschland besetzten Teile der Sowjetunion galt die Regeln das Datum des Verlustes als Vermisste/r ist„3 Monaten nach Befreiung der Region“

Verlustliste auf der Anton Kirillowitsch Grebenjuk verzeichnet ist, Quelle OBD Memorial ID 65914854

Unter Nummer 8 der Liste wird Anton Kirillowitsch Grebenjuk ausgeführt. Nur sehr wenig ist von ihm in Erinnerung geblieben. Seine Mutter, Anna Pawlowna Grebenjuk, hatte nicht viele Möglichkeiten für eine Suche. Sie erhielt am 25. September 1946 den Bescheid des örtliches Militärsamt „vermisst zusammen mit 14 anderen Rotarmisten aus den umliegenden Dörfern“.

Iwan Petrowitsch Haew

Iwan Petrowitsch Haew wurde als Infanterist ohne Parteizugehörigkeit mobilisiert. Den letzte Brief hat er von der Feldpost 59/2, Bahnhof Tschizhowo, Dorf Zarabby-Kostji, Gebiet Belostock, am 20.06.1941 abgeschickt. Seine Ehefrau, Olga Iwanowna Haewa, erhielt nur die Nachricht, dass ihr Ehemann als „vermisst seit Dezember 1941“ gilt. Dieser Bescheid ist vom 3.12.1947 . Der Bescheid bedeutete für Olga Iwanowna Haewa, dass keine weiteren Nachforschungen folgen würden. Damit hatte sie die letzte Hoffnung auf die Rückkehr ihres Ehemanns verloren.

Informationen aus Dokumenten zur Klärung von Verlusten
ID 62330033

Familienname
Haew
Vorname
Iwan
Vatername
Petrowitsch
Geburtsdatum
1914
Geburtsort
Gebiet Iwanowo, Dorf Medwezhje
Datum und Ort der Mobilisierung
20.06.1940, Militärbehörde der Stadt Palech, Gebiet Iwanowo
Dienstgrad
Rotarmist
Grund für den Verlust
vermisst
Datum des Verlust
12.1941
Quelle ZAMO

Unter der Nummer 8 sehen wir die kurze Informationen aus Befragungen des örtlichen Militärsamts.

Verlustliste auf der Iwan Petrowitsch Haew verzeichnet ist, Quelle 62330033

Schon in September 1941 musste Iwan Haew in der Stadt Meissen Zwangsarbeit leisten. Am 21.10.1941 wird er an das Stalag IV H gebracht. Darüber haben wir in unserem Beitrag „Leben und Sterben der sowjetischen Gestapo-Opfer“ berichtet. Auf der Arbeitskarte ist sein Tod nicht dokumentiert. Weitere Dokumente sind während des Krieges verloren gegangen. Ebenso wie seine Dokumente verschwand auch Iwan Petrowitsch Haew, wie es von der Gestapo geplant war.

In der Vergangenheit wussten die sowjetische Seite nichts von den Gestapo-Listen und die deutsche Seite kannte die Suchmeldungen der Angehörigen nicht. Heute aber haben alle Seiten Zugang zu diesen Dokumenten, deshalb muss alles dafür getan werden Namen und Schicksal der „Vermissten“ zu erforschen, sonst erreichen die Nazis ihr Ziel: Menschen, die von ihnen in rassistischer Weise abgewertet wurden, die sie gequält, ausgebeutet und ermordet haben, einfach spurlos verschwinden zu lassen.