Über das Schicksal

Eine Familie Russlanddeutscher lebt schon lange in Deutschland. Der jüngere Sohn wohnt mit seiner Mutter in Leipzig und der ältere Sohn studiert in Bremen. Die Familien der jungen Männer stammten aus dem tiefsten Sibirien, einem fast unbewohnten Gebiet. Sowohl die Familie mütterlicherseits als auch die Familie väterlicherseits lebte dort lange Zeit und, wie für alle Familien in Russland, hat der Krieg auch bei ihnen seine Spuren hinterlassen. Als erwachsene Männer wollten die Brüder etwas über das Schicksal ihrer vermissten Großväter zu erfahren. In der Namensliste des Hauptfriedhofs Dortmund haben sie den Name des Großvaters mütterlicherseits gefunden. Mit Hilfe von Dokumenten aus dem Gefangenenlager konnten die beiden den Weg ihres Großvaters in der Kriegsgefangenschaft verfolgen. Nikolaj Nikiforowitsch Washenin ist im Jahr 1941 im Lager 366 mit EM 11249 als Gefangenen registriert worden und kam über zahlreiche Arbeitslager nach Dortmund. Dort ist er verstorben und wurde am 3.04.1944 auf dem Hauptfriedhof im Grab 4018, Feld 7 begraben.

Stele auf dem Internationalen Friedhof in Dortmund

Aber wie groß war der Schock, als die Brüder auch den Name des Großvaters väterlicherseits fanden. Sergei Egorowitsch Wetrow ist im Jahr 1943 in Kriegsgefangenschaft geraten und wurde im Lager 326 mit der Nummer EM 15525 registriert. Auch er wurde zum Arbeitseinsatz nach Dortmund gebracht. Er überlebte etwas länger in einem Arbeitskommando. Am 9.10.1944 starb er und wurde auf dem Hauptfriedhof im Grab 8178 auf Feld 8 begraben.
Die Enkel sind nach Dortmund gefahren und haben auf den Gräbern ihrer Großväter Blumen niedergelegt