Russischer Generalkonsul gedenkt sowjetischer Kriegsopfer auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg

Am 10. November besuchte der russische Generalkonsul Alexej Alexandrowitsch Dronow den Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund. Er legte am sowjetischen Ehrenmal einen Kranz nieder. Anlass für diesen Besuch war das Gedenken an Nikolai Nowikow, der vor 80 Jahren, am 11. November 1941, auf dem Internationalen Friedhof begraben wurde.

Nikolai Nowikow war der erste sowjetische Kriegsgefangene, dessen Beerdigung auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund dokumentiert ist. Ihm folgten tausende sowjetische Bürgerinnen und Bürger, sie stammten aus allen Sowjetrepubliken. Heute kennen wir 4470 Namen. Wie viele sowjetische Kriegsopfer tatsächlich hier begraben sind, ist bis jetzt nicht bekannt.

An Menschen erinnern, nicht an Zahlen

In seiner Ansprache betonte der russische Generalkonsul, wie wichtig das Gedenken an den einzelnen Menschen und sein Schicksal ist.

v.l. Vater Igor; Alexej Dronow, Russischer Generalkonsul; Dr. Stefan Mühlhofer , Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge; Dmitriy Kostovarow, Historischer Verein Ar.kod.M

Nikolaj Nowikow wurde am 20. Mai 1909 geboren, er stammte aus dem Dorf Lugi im Gebiet Leningrad. Er war mit Maria Petrowna Nowikowa verheiratet und in der Landwirtschaft tätig. Im Sommer 1941 wurde er aus einem friedlichen Leben gerissen. Am 11. Juli 1941 geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft. Es folgten viele Wochen in deutschen Lagern. Die Gefangenen erhielten kaum Nahrung und Wasser, keine Unterkunft und keine medizinische Versorgung, dennoch mussten sie lange Fußmärsche bewältigen. Die Verschleppung ins Deutsche Reich geschah in offenen Güterwagen. Der Weg durch die Lager bedeutete für sehr viele Gefangene den Tod. Von Juli 1941 bis Februar 1942 wurden 2.000.000 sowjetische Kriegsgefangene in deutschen Lagern ums Leben gebracht. Am 16. Oktober 1941 kam Nikolai Nowikow im Lager VI K in der Senne an und wurde dort registriert. Er erhielt die Erkennungsmarken-Nr. 13006. Er wurde nach Dortmund in das Stalag VI D an der Westfalenhalle gebracht. Dort wurde von Gefangenen das Lager C aufbauen, in dem bis 1944 hundertausende sowjetische Kriegsgefangene waren. Viele kamen geschwächt und krank in Dortmund an. Für die Erhaltung und Wiederherstellung ihrer Gesundheit wurde nichts getan. Nikolaj Nowikow starb am 6. November 1941 im Stalag VI D in Dortmund an der Westfalenhalle und wurde am 11. November auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg, auf Feld 2 begraben. Wo genau sich seinen Grabstätte auf Feld 2 befindet, ist nicht bekannt.

Die Erinnerung an Nikolaj Nowikov soll Mahnung sein

Wie viele Todesfälle es im Jahr 1941 gab, ist nicht bekannt. Bis zum Jahresende 1941 sind offiziell 50 Sterbefälle von sowjetischen Kriegsgefangenen aus dem Stalag VI D in das Sterbebuch eingetragen. Nikolaj Nowikow war einer von ihnen. Ab dem 9. Dezember 1941 ging man dazu über die verstorbenen sowjetischen Kriegsgefangenen aus dem Stalag VI D nicht mehr namentlich einzutragen, es gibt nur noch den Eintrag „Unbekannt“. Die Erinnerung an Nikolaj Nowikow soll so auch Mahnung sein, dauerhafte persönliche Erinnerungen für die sowjetischen Kriegsopfer auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg zu schaffen.

An Menschen erinnern, nicht an Zahlen

Der Historische Verein Ar.kod.M e.V. lädt zu einem Gedenken auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund, am 10.11.2021, um 12.00 Uhr ein.

Wir wollen an diesem Tag mit einer Kranzniederlegung an die Beerdigung des Kriegsgefangenen Nikolaj Nowikov am 11. November 1941 auf dem Internationalen Friedhof in Dortmund erinnern. Er war der erste sowjetische Kriegsgefangene, dessen Beerdigung auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund dokumentiert ist. Ihm folgten tausende sowjetische Bürgerinnen und Bürger, sie stammten aus allen Sowjetrepubliken. Heute kennen wir 4470 Namen. Wie viele sowjetische Kriegsopfer tatsächlich hier begraben sind, ist bis heute nicht bekannt.

Das Gedenken am 8./9. Mai oder am 22. Juni findet an einem historischen Datum statt. Wir erinnern uns der Millionen Kriegsopfer verschiedener Nationalität, die ihr Leben durch einen verbrecherischen Krieg verloren haben. Viele kamen in Kriegshandlungen um, viele wurde Opfer einer rassistischen Politik Nazideutschlands. Die Zahl der Opfer ist unfasslich, das Schicksal des Einzelnen tritt in den Hintergrund. Mit unserem Gedenken am 10.11. wollen wir an den einzelnen Menschen erinnern.

Über Nikolaj Nowikov ist uns wenig bekannt. Wir wissen, dass er im Sommer 1941 aus einem friedlichen Leben gerissen wurde. Wir wissen nicht woher er stammt, wie alt er war, ob er verheiratet war und welchen Beruf er hatte. Wir wissen nur, dass er am 6. November 1941 im Stalag VI D in Dortmund an der Westfalenhalle gestorben ist. Vermutlich geriet er in den ersten Wochen des Krieges in deutsche Kriegsgefangenschaft. Es folgten viele Wochen in deutschen Lagern. Die Gefangenen erhielten kam Nahrung und Wasser, keine Unterkunft und keine medizinische Versorgung, dennoch mussten sie lange Fußmärsche bewältigen. Die Verschleppung ins Deutsche Reich geschah in offenen Güterwagen. Der Weg durch die Lager bedeutete für sehr viele Gefangene den Tod. Von Juli 1941 bis Februar 1942 wurden 2.000.000 sowjetische Kriegsgefangene in deutschen Lagern ums Leben gebracht.

Wahrscheinlich kam Nikolaj Nowikov im Herbst 1941 über das Stalag VI K in der Senne nach Dortmund in das Stalag VI D, ins Lager B. Die Gefangenen sollten das Lager C aufbauen, in dem bis Ende 1944 hunderttausende sowjetische Kriegsgefangene waren. Viele Gefangene kamen geschwächt und krank in Dortmund an. Für die Erhaltung und Wiederherstellung ihrer Gesundheit wurde nichts getan. Wie viele Todesfälle es im Jahr 1941 gab, wissen wir nicht. Bis zum Jahresende 1941 sind offiziell 50 Sterbefälle von sowjetischen Kriegsgefangenen aus dem Stalag VI D in das Sterbebuch eingetragen. Nikolaj Nowikov war einer von ihnen.

Die Erinnerung an Nikolaj Nowikow soll auch eine Mahnung sein, dass es bis heute keine persönliche Erinnerung für die sowjetischen Kriegsopfer auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg gibt.

Gedenken auf dem Friedhof des Stalag VI K Stukenbrock in der Senne

In diesem Jahr ist es 80 Jahre her, dass Nazideutschland die Sowjetunion überfiel und einen Vernichtungskrieg gegen sie führte. Nach offiziellen Angaben starben 27 Millionen Menschen. 5 Millionen sowjetische Soldaten gerieten in deutsche Kriegsgefangenschaft, von denen mindesten 3 Millionen ums Leben gebracht wurden. Bis zum Februar 1942 kamen zwei Millionen Rotarmisten um. Der Tod von Millionen Menschen wurde durch ein rassistisches und menschenverachtendes Programm der Nazis gerechtfertigt. Im Herbst 1941 befanden sich 350.000 sowjetische Kriegsgefangene im Reichsgebiet, 48.000 im Stalag VI K (326) Senne bei Stukenbrock. Das Stalag VI K war damals ein umzäuntes, unbebautes Areal, die Gefangenen hausten in Erdlöchern. Unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen, Hunger, fehlende Versorgung und eine demütigende Behandlung blieb das Schicksal der Gefangenen. Fast 5 Jahre war das Stalag VI K in der Senne ein Ort des Leidens und Sterbens für tausende Kriegsgefangene. Mehr als 350.000 sowjetische Kriegsgefangene durchliefen das Lager. Die Gefangenen wurden aus dem Stalag(Stammlager) VI K ins Ruhrgebiet gebracht und mussten auf Zechen, in Stahlwerken und Rüstungsbetrieben Zwangsarbeit leisten.

Bis zur Befreiung des Lagers im April 1945 wurden dort  65000 Menschen ums Leben gebracht. „Im April 1945 öffneten sich die Tore des Lagers .Aber nicht allen gelang es, den Tag der “zweiten Geburt“ zu erleben. Dem Blick öffnete sich ein weites Feld mit den Hügeln der unbekannten Gräber. Hier ruht die Bevölkerung einer ganzen Stadt… Wir können nicht so wegfahren beschlossen die ehemaligen Gefangenen. Wir errichten den Kameraden ein Denkmal. Möge es ewig daran erinnern, was Faschismus ist.“ erinnerte sich ein Überlebender.

Geplant ist nun eine Gedenkstätte von nationaler Bedeutung auf dem Gelände des ehemaligen Stalag VI K in Stukenbrock. Bund und Land haben dafür die Mittel zugesagt. In den Redebeiträgen wurde eine Gedenkstätte gefordert, die die Verbrechen der Wehrmacht verdeutlicht,  das Leiden der Gefangenen für die Besucher erlebbar macht und die Rolle der Roten Armee bei der Befreiung vom Hitler-Faschismus würdigt. Die geplante Gedenkstätte muss ein Ort sein, an dem aus der Vergangenheit gelernt werden kann.

Wassili Ageew

Er wurde am 20.10.1919 in Tatarstan geboren. Von Beruf war er Dreher und seit Ende 1940 Soldat in der Roten Armee.
Er geriet im Juli oder August 1941 bei Nowgorod in deutsche Kriegsgefangenschaft.
Er wurde im Stalag (Stammlager) VI K (326) Senne registriert und erhielt die Erkennungsmarkennummer 15645. Man brachte ihn im Herbst 1941 in das Stalag VI D Dortmund.
Er starb im Dezember 1941 und wurde auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund beerdigt. Er war 22 Jahre alt.

Grigorij Schanow

Er wurde am 3.12.1911 im Gebiet Komi im Nordwesten Russlands geboren.
Er war in der Landwirtschaft tätig.
Am 27. Juli 1941 geriet er in Estland in deutsche Kriegsgefangenschaft und kam mit dem ersten oder zweiten Gefangenentransport im Sommer 1941 in das Stalag VI K Senne (326). Er wurde dort registriert und erhielt die Erkennungsmarkennummer 12245. Man brachte ihn im Herbst 1941 in das Stalag VI D nach Dortmund, wo er vermutlich beim Bau des Lagers C eingesetzt wurde.
Er starb im September 1942 und wurde auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg in Dortmund beerdigt. Er war 31 Jahre alt.
Auch seine Brüder Modest (1914), Iwan (1919) und Alexandr (1923) sind im Krieg gefallen.

Gedenken zum 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion

Vor 80 Jahren überfiel die deutsche Wehrmacht heimtückisch die Sowjetunion und führte einen Vernichtungskrieg gegen sie. 27 Millionen sowjetische Bürger*innen verloren in diesem Krieg ihr Leben.  Von den 5,7 Millionen sowjetischen Soldaten, die in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten waren, starben 3,3 Millionen.
Zu den Opfern dieses Vernichtungskrieges gehörten auch Kriegsfangenen, die in Dortmund ums Leben gebracht wurde.  An sie, ihr Leiden und ihren Tod wollten
Dortmunder Vereine und Friedensinitiativen in einer Gedenkstunde am 22. Juni an der Westfalenhalle erinnern. Rund 80 Teilnehmer*innen waren der Einladung gefolgt.

An und in der Westfalenhalle befand sich während des 2. Weltkriegs das Stalag VI D. Mehr als 300.000 Kriegsgefangene durchliefen das Lager. Für sie war das Stalag VI D ein Ort des Leidens und Sterbens. Besonders schwer war das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen. In verschiedenen Beiträgen wurde an die Opfer des Vernichtungskriegs erinnert und daran, dass wir heute eine Verantwortung für Frieden und Versöhnung haben.

Grigori Serdjuk

Er wurde am 30.9.1918 im Gebiet Sumy in der Ukraine geboren. Von Beruf war er Arbeiter.
Am 28.8.1941 geriet er bei Waldai, 150 km nordöstlich von Nowgorod, in deutsche Kriegsgefangenschaft und kam in das Stalag 350 Zweiglager Mitau (Lettland), wo er bis August 1942 blieb.
Er wurde im Stalag (Stammlager) XI A Altengrabow registriert und erhielt die Erkennungsmarkennummer 130210. Dort war er ab dem 3.9.1942 in verschiedenen Arbeitskommandos. Am 19.12.1942 brachte man ihn in das Stalag VI A Hemer, dann in das Arbeitskommando 607R Zeche Kaiserstuhl in Dortmund.
Am 5.5.1943 verbannte er bei einem Fliegerangriff auf Dortmund. Seine Überreste wurden auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg auf Feld 4 beerdigt. Er war 24 Jahre alt.

Nikolai Fafulew

Er wurde am 14.10.1918 im Gebiet Archangelsk im Nordwesten Russlands geboren. Von Beruf war er Bäcker
Am 13.8.1941 geriet er bei Dneprpetrowsk in deutsche Kriegsgefangenschaft. Er wurde im Stalag (Stammlager) 352 in Minsk registriert und erhielt die Erkennungsmarkennummer 43477. Am 18.12.1942 wurde er für den Einsatz für schwere Arbeit eingestuft. Am 23.12.1942 brachte man ihn in das Stalag VI A Hemer und schließlich in das Arbeitskommando 607R Zeche Kaiserstuhl in Dortmund.
Am 5.5.1943 verbannte er bei einem Fliegerangriff auf Dortmund. Seine Überreste wurden auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg auf Feld 4.beerdigt. Er war 24 Jahre alt.

Boris Ippolitow

Er wurde im Jahr 1919 in Leningrad geboren. Von Beruf war er Tischler.
Am 19.5.1942 geriet er auf der Krim in deutsche Kriegsgefangenschaft. Man brachte ihn in das Stalag (Stammlager) VI K (326) Senne, wo er registriert wurde und die Erkennungsmarkennummer  96863 erhielt. Am 11.11.1942 brachte man ihn in das Stalag VI Hemer und am 16.11.1942 in die Arbeitskommandos 607R Zeche Kaiserstuhl in Dortmund.
Am 5.5.1943 verbannte er bei einem Fliegerangriff auf Dortmund. Seine Überreste wurden auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg auf Feld 4 beerdigt. Er war 24 Jahre alt.

Egor Tulinow

Er wurde im Jahr 1900 im Gebiet Woronesch geboren. Er war verheiratet und von Beruf Tischler.
Am 24.5.1942 geriet er auf der Krim in deutsche Kriegsgefangenschaft. Er wurde im Stalag (Stammlager) IV B Mühlberg registriert und erhielt die Erkennungsmarkennummer 168907.
Von dort kam er am 7.8.1942 in das Stalag IV D nach Torgau und schließlich in das Arbeitskommando Ammendorf.
Am 29.12.1942 brachte man ihn in das Stalag VI A Hemer und dann in das Arbeitskommando 718R Zeche Klosterbusch in Herbede. Am 10.3.1943 kam er ins Krankenrevier, wo er bis zum 1.9.1943 blieb. Am 25.9.1943 kam er in das Stalag VI D Dortmund und von dort in das Arbeitskommando 2154 Hattingen und am 6.1.1944 in das Arbeitskommando 2164 Hattingen.
Am 20.4.1944 starb er. Er wurde auf dem Internationalen Friedhof am Rennweg beerdigt. Er war 44 Jahre alt.